Eine Sache, die nicht im engeren Sinne etwas mit Nachhaltigkeit zu tun hat, aber mir doch ziemlich viele Gedanken bereitet, ist der Fußball. Ich mag Fußball. Ich habe als Kind angefangen im Verein Fußball zu spielen und es war in vielerlei Hinsicht eine tolle Zeit. Da kommen viele positive Aspekte zusammen. Natürlich das sportliche: Du bist viel draußen, bewegst dich, lernst deinen Körper kennen. Da ist das soziale: Im Team spielen, gemeinsam mit Sieg und Niederlage umgehen und vor allem Freunde gewinnen außerhalb des eigentlichen Spiels.

Der Fußball und der Profi-Fußball - zwei paar Schuhe

Wie gesagt: Ich mag den Fußball sehr. Er hat mir wirklich viel gegeben. Er ist mir sehr wichtig. Denke ich aber an den Profisport Fußball, dann werde ich geradezu wütend.

Den Profifußball beobachte ich bereits einige Jahre mehr, als ich selber Fußball gespielt habe. Die ersten Spiele im Fernsehen dürfte ich Mitte der 80er Jahre geschaut haben. Sehr gute Erinnerungen habe ich an die WM 1990. Als Lieblingsverein hat sich früh Borussia Dortmund herauskristallisiert. Ich stand schon als Junge mal mit Opa und Vater auf der Südtribüne. Ein tolles Erlebnis – schon damals.

Mir ist natürlich nicht entgangen, dass der Profifußball ein Produkt ist, das sich sehr, sehr gut verkaufen lässt. Und bis zu einem gewissen Grad, nimmt man das als Fan in Kauf. Da nehme ich mich nicht aus. Trikots, Schals, Bettwäsche, Tassen, T-Shirts… eine endlose Liste an Zeug, auf denen das Logo vom Lieblingsverein prankt.

Die Grenze des Erträglichen ist überschritten - ich boykottiere

Für mich ist die Grenze dessen, was ich als Fan akzeptiere, nun aber erreicht. Und im Winter 2022 wird sie endgültig deutlich überschritten sein.

Das Verhalten der deutschen Profiliga während und gerade zu Beginn der Corona-Pandemie ist für mich nicht akzeptabel. Ein „weiter so“ durchzuziehen, ist für mich absurd, geradezu moralisch verwerflich. Ein Land geht in den Lockdown und der Profifußball fängt sofort an, an seiner Sonderrolle zu arbeiten. Eine schöne Ausgabe von ZDF Magazin Royale zu diesem Thema gibt es hier.

Den Gipfel der Absurdität wird die FIFA mit der Fußball-WM 2022 in Katar erklimmen. Schon bevor die Diskussionen über Menschenrechtsverletzungen aufkamen, habe ich mir die Frage gestellt, wie verrückt es ist, in einem Wüstenland ein Stadion zu bauen, dieses dann auf angenehme 22 Grad herunterzukühlen, damit ein Spiel über 90 Minuten dort überhaupt möglich ist. Das nun auch noch klar wird, dass im Vorfeld der WM Menschenrechte verletzt und Gastarbeiter ausgebeutet werden, macht es für mich unerträglich.

Ich habe daher entschieden, die WM zu boykottieren und ignorieren. Ich werde mir keine Spiele anschauen und keinen noch so kleinen WM-Artikel kaufen.

Ich freue mich sehr, dass es einige Boykott-Initiativen gibt, z. b. #BoycottQatar2022, die ihren Widerstand demonstrieren.

Wer den Fußball liebt, den kann ich nur ermutigen, seinen lokalen Verein vor Ort (und sollte er nur in der Kreisliga C spielen) zu unterstützen – womit auch immer. „Echte Liebe“ zu einem Profiverein ist eine Illusion. Alles, was den Fußball so liebenswert macht, findet im Dorfverein statt.

Schreibe einen Kommentar